Johann Christoph Leißner und Model Marx

Zur christlich-jüdischen Zusammenarbeit bei der herrschaftlichen Gold- und Silberdrahtmanufaktur in Schwabach

Vortrag von Prof.in Dr. Michaela Schmölz-Häberlein

Sechs Jahre bevor Markgraf Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach 1685 die Niederlassung von Hugenotten in seiner Amtsstadt Schwabach erlaubte, wurde dort eine Gold- und Silberbortenmanufaktur gegründet, um deren Betrieb es schon bald große rechtliche Auseinandersetzungen gab. Dem Nürnberger Johann Christoph Leißner wurde 1679 gestattet sich in Fürth niederzulassen und einen Vertrieb für Gold- und Silberdraht aufzubauen. 1680 übertrug man ihm die Leitung der herrschaftlichen Manufaktur in Schwabach vor dem Zöllnertor, die an den Kammerrat Georg Benedikt Eyermann unterstellt war. Als die vormundschaftliche Regierung 1689 diese an den Hofjuden Marx Model verpachtete, lieferte Leißner regelmäßig Ware an diesen, wohingegen Model ihn mit den nötigen Rohmaterialien sowie ausreichend Kapital versorgte. Als Leißner, Ware in schlechter Qualität lieferte, kam es zum Bruch zwischen den beiden Geschäftspartnern und zur Aberkennung des kaiserlichen Privilegs zur Fabrikation von bestimmtem Silberdraht im Markgraftum.

Anhand dieses Schwabacher Beispiels soll gezeigt werden, dass geschäftliche Kooperationen zwischen jüdischen und christlichen Wirtschaftsakteuren deutlich weiterverbreitet waren, als man bislang in den Blick genommen hat. Gerichtsakten, die im Falle des Konflikts erhalten haben, erlaubten die Beobachtung, dass wirtschaftliche Kontakte zwischen Christen und Juden keineswegs nur punktuell waren, sondern auch längerfristige Formen der Zusammenarbeit einschlossen und mitunter auch von staatlicher Seite gewünscht war. 

Michaela Schmölz-Häberlein ist außerplanmäßige Professorin an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg und leitet zwei DFG Projekte zur jüdischen Geschichte der Frühen Neuzeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Eine Veranstaltung des Jüdischen Museums Franken in Kooperation mit dem VEREIN SYNAGOGENGASSE 6 e.V. und der Katholischen Universität Eichstätt.

So, 16.10.2, 14 Uhr

Ort: Ehemalige Synagoge, Synagogengasse 6, Schwabach
Eintritt: 8€/5€
Anmeldung: schwabach@juedisches-museum.org