Der Fürther Erweiterungsbau

Architektur

Seit Mai 2018 ist der Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Franken in Fürth eröffnet. Im Foyer befinden sich das Mary S. Rosenberg Café, der Museumsshop und der Ernst Kromwell Saal für Veranstaltungen mit bis zu 120 Besuchern. Neben Konzerten, Lesungen, Tagungen und dem schönen Blick auf den Jean-Mandel-Platz können hier auch Wechselausstellungen genossen werden, die grundsätzlich der Wechselausstellungssaal im Untergeschoss beherbergt. Der Innenhof gibt es einen Museumsgarten mit Pflanzen, die einen Bezug zur jüdisch-fränkischen Geschichte oder der Bibel haben.

© Gerhard Hagen

Wettbewerb

2008 schrieb die Kulturstiftung Fürth einen begrenzt offenen Architekturwettbewerb für die Errichtung eines Erweiterungsbaus des Jüdischen Museums Franken in Fürth aus, aus dem die ARGE gatz, kuntz + manz einstimmig als erster Preisträger hervorgingen. Im Jahr 2013 beschloss die Stadt Fürth, den Entwurf des Wettbewerbssiegers ARGE gatz, kuntz + manz umzusetzen. Nach dem ersten Spatenstich am 8. Mai 2015 erfolgt die bauliche Fertigstellung der Außenhülle und der Inneneinrichtung mit dem Architekten Ulrich Manz (umarchitekten) im Mai 2018. Die feierliche Eröffnung des neuen Gebäudes fand am 13. Mai 2018 statt.

Neubau als architektonisches Hybrid

Städtebaulich reagiert der Neubau als Hybrid aus einem solitären eigenständigen Baukörper und geschickter, bauplastischer Vernetzung des Neubaus mit dem Altbau und der angrenzenden Nachbarschaft. Mit dem markanten Erweiterungsbau, seinen großzügigen „Aussichtsfenstern“ sowie seiner archaisch anmutenden Natursteinfassade wird eine neue Adresse für das Jüdische Museum Franken in Fürth, dem einstigen Jerusalem Süddeutschlands geschaffen, der dem repräsentativen Charakter eines Museums im Stadtraum von Fürth gerecht wird. Die äußere Erscheinung des neuen Baus präsentiert sich in Proportion, Materialität und Rhythmus der Fassade als besonderer Baustein in der Fürther Innenstadt.

© Gerhard Hagen

Kunst am Bau

Die in Nürnberg lebende Künstlerin Dagmar Buhr hat an drei prominenten Stellen im Erweiterungsbau künstlerischeTextarbeiten angebracht:

„FREM DVERTRAUT“
„WISSEN ZU DE NKEN“
„KESS SCHMECKEN“

Nach intensiver Auseinandersetzung mit der Geschichte des Judentums in Franken, mit Fürth als Zentrum jüdischen Geisteslebens und mit der jüdischen Alltagskultur wurde für die Künstlerin die immense Bedeutung von Texten im Judentum zum Auslöser ihrer Arbeit.

Sprache und Text

Sprache und Text sind zentrale Gegenstände im Werk von Dagmar Buhr. So ist auch bei ihrem Vorschlag für den Neubau eine große Sicherheit und Selbstverständlichkeit zu spüren. Drei Wortpaare werden in verschiedenen Räumen auf die Wand geschrieben. Eigenwillige Silbentrennung greift in die Grammatik ein und sorgt für Irritation. Das ist ganz wesentlich für Dagmar Buhrs Arbeit. Der Betrachter meint etwas Gewohntes vor sich zu haben und findet sich plötzlich doch nicht zurecht. Die Schrift in ihrer Sachlichkeit und zurückgenommenen Materialität fügt sich in die klaren Formen der Architektur des Neubaus.

Blickachsen

Die architektonische Struktur des Hauses spielt eine große Rolle bei der Platzierung der einzelnen Begriffspaarungen. Die Künstlerin geht auf Fenster und Durchblicke ein und schafft durch Blickachsen räumliche Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen ihrer Arbeit. Von verschiedenen Stellen des Hauses aus kann der Blick des Besuchers unterschiedliche Textzeilen erfassen. Die einzelnen Buchstaben werden auf die Wand aufgespachtelt und sind somit leicht erhaben. In ihrer zurückgenommenen Farbigkeit sind sie unaufdringlich und wirken somit auch nicht belehrend.

Planungsbeteiligte

Bauherr
Kulturstiftung Fürth, im Sondervermögen der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG

Museumsbetreiber
Trägerverein Jüdisches Museum Franken e.V.

Entwurfsplanung
ARGE gatz, kuntz + manz

Ausführungsplanung und Bauleitung
Architekt: Ulrich Manz, umarchitekten Bamberg